Tag 21: Moderner Nomadismus

Ich bin heute mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich geträumt habe, mit einem der Kinder von Heidi Klum ein diagnostisches Interview zu führen. Völlig verwirrt fragte ich mich, warum ich von Heid Klum träume. Oder von ihren Kindern. Vielleicht sollte das ein Wink von Gott sein, dass ich später mal die Kinder der Reichen und Schönen therapieren werde. Oder meine abendliche Instagram-Nachtgeschichte hat mir einen Heidi-Wurm in den Kopf gesetzt. Was es auch war – es war merkwürdig und es ließ mich nachdenken. Warum träumen wir? Wer oder was bestimmt, wovon wir träumen? Für die Besserwisser unter uns – mir ist klar, welche die kognitiven Vorgänge beim Träumen sind. Jedoch glaube ich in vielen Dingen im Leben an das Schicksal. In dieser Theorie werden auch meine Träume schicksalhaft beeinflusst.

Ich träume in letzter Zeit ziemlich viel und seit neuestem ziemlich gruselige Dinge. Heidi Klum und ihre therapiebedürftigen Kinder sind da noch harmlos. Oft wache ich dann auf und weiß nicht, wo ich mich gerade befinde. Das ist dann noch viel gruseliger. Mein Leben findet momentan in einer Triade zwischen Amsterdam, Düsseldorf und Freiburg statt. Zwischendurch gibt es auch noch andere Zwischenstops wie Nizza oder Palma de Mallorca. Eigentlich müsste ich jetzt sagen, dass ich das liebe und dass ich so froh bin, so priviligiert zu leben, dass ich jedes Wochenende in einer anderen Stadt sein kann. Ja, ich bin dankbar. Ja, es könnte VIEL VIEL schlimmer sein. Aber nein, ich liebe es nicht. Es strengt mich an. Ich bin kaputt. Ich fühle mich ausgelaugt. Kurz gesagt: ich leider an einer Nomaden-Depression! Ihr fragt euch jetzt bestimmt: warum macht sie es denn, wenn es so schlimm ist? Ich kann euch genau eine Antwort darauf geben: LIEBE! Meine bessere Hälfte lebt in Amsterdam, meine Familie in Düsseldorf und meine Wenigkeit studiert nunmal in Freiburg. Es ist faktisch alos nicht anders möglich. Für mich fühlt es sich an, als wäre nicht nur mein gesamter Haushalt viergeteilt sondern auch mein Herz. Ihr denkt jetzt vielleicht, dass ich dramatisiere, aber der moderne Nomadismus, den ich und viele andere Menschen lebe, ist ein unangenehmer Nebeneffekt von den unendlichen Möglichkeiten, die uns heutzutage bereit stehen.

Mit Sicherheit gibt es viele Menschen, die viel reisen und es lieben. Reiseblogger sind das beste Beispiel dafür. Lächelnd stehen sie Montag vor dem Eifelturm, Dienstag dann schon in der Wüste vor Marrakesch und Mittwoch geht es an die Strände von Südafrika. Wie machen die das bloß? Sie sehen auf jeden Fall nicht so aus, als hätten sie eine Nomaden-Depression. Vielleicht ist es aber – wie so oft im Leben – der Halo-Effekt digitaler Spielzeuge. Fast so wie eine Avocado, denn bei der kann man auch NIE vom Äußeren auf das Innere schließen. Deswegen erläutere ich euch jetzt mal die Eigenheiten dieser Avocado aka meinem Leben.

  1. Meine Waschmaschine hat schon Muskelkater, weil der Strom an dreckiger Wäsche kein Ende nimmt.
  2. Ich bräuchte einen Experten, der mir hilft meine Lebensmittel zu planen – entweder ich habe zu viel oder zu wenig Essen im Kühlschrank!
  3. Die Moneten rasen in einer Weltall-Rakete nur so davon!
  4. Ich besitze mittlerweile ca. 30 Shampoos, mindestens so viele Cremes, Zahnpasten und jegliche andere Drogerieartikel (man könnte auch meinen, meine Wohnung wäre das Lager von dm…).
  5. Mein Kleiderschrank hat sich weiterentwickelt wie ein Demogorgon (Stranger Things olé), weil ich vergesse, was ich wo in welcher Ausführung besitze.

Ich könnte über mein modernes Nomaden-Leben noch viel, viel mehr erzählen. Mit Sicherheit könnte ich euch auch von den schönen Seiten dieser Art zu leben berichten, aber mal ganz ehrlich – dafür haben wir ja die Reiseblogger! Für heute reicht es aber selbst mir mit jammern. Meine Luxusprobleme sind lächerlich im Vergleich zu dem, was der Großteil der Menschheit jeden Tag durchlebt. Versteht mich bitte nicht falsch – ich beschwere mich nicht über das Reisen an sich. Das macht mir eigentlich ziemlich viel Spaß. Das, was mich wirklich betrübt, ist nicht mit den Menschen zusammen sein zu können, die ich liebe. Ich habe letztens etwas sehr schönes dazu gelesen: erst der Verlust lehrt uns den Wert über die Dinge. Das ist jetzt auch mein Mantra – schätze die Dinge, die du hast, denn es wird immer ein Moment kommen, in dem du dich von ihnen trennen musst.

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