Es ist mal wieder die Zeit gekommen, in der sich das Jahr dem Ende zuneigt und wir alle wie verrückt Vorsätze machen. Vorsätze für 2018.
Wir schmieden Pläne, wollen uns ab nächster Woche perfektionieren, selbstoptimieren und die ganzen Marotten, die wir uns in den letzten Jahren angewöhnt haben, so schnell wie möglich loswerden. Wir möchten gesünder essen, mehr selber und frisch kochen, wirklich wieder regelmäßig ins Fitnessstudio gehen (mindestens dreimal die Woche!), weniger Alkohol trinken, dafür aber mehr Wasser, wir wollen sparsamer leben und genügsamer sein.
Und genau wie in all den letzten Jahren, setzen wir davon so gut wie nichts um. Vielleicht schaffen es manche von uns, in den ersten zwei oder drei Januarwochen wirklich ein gesünderes Leben zu führen, Stammgast im Fitnessstudio zu sein und weniger einzukaufen. Aber spätestens wenn der Alltag uns wieder einholt, der lange und kalte deutsche Übergang zwischen Winter und Frühjahr zu schlechter Laune führt, wir Klausurenphasen, Liebeskummer oder Stress im Job haben und Schokolade und Alkohol wirklich die einzigen Dinge sind, die helfen – dann stehen wir da und müssen uns eingestehen, dass unsere Vorsätze irgendwie wirklich nur Vorsätze waren und sich mit unserem Leben nicht wirklich vereinbaren lassen.
Ich selber bin ein gutes Beispiel, denn seit meinem zwölften Lebensjahr mache ich mir in der letzten Dezemberwoche eines jeden Jahres endlos lange Listen, auf denen steht, was im nächsten Jahr alles besser werden soll. Die Inhalte dieser Listen haben sich im Laufe der Zeit selbstverständlich geändert, der Tenor blieb immer derselbe: werde besser, disziplinierter, sportlicher, gesünder und mach mehr aus deinem Leben!
Und was soll ich sagen?! Jedes Jahr aufs Neue scheitere ich.
Dieses Mal habe ich mich, als ich mal wieder vor der alljährlichen Liste saß und mir plötzlich ziemlich lächerlich vorkam, gefragt, woher das kommt.
Woher das kommt, dass wir Menschen uns immer wünschen, eine „bessere“ Version unseres eigenen Ichs zu sein, wir ständig nach Perfektion streben und so selten zufrieden sind, mit dem, was wir haben und was wir leisten. Wieso denke ich am Ende jedes Jahres so selten an die tollen Dinge, die ich erreicht und geschafft habe in den letzten zwölf Monaten, dafür aber so viel an meine vermeintlich schlechten Eigenschaften und an die Dinge, die ich offenbar dringend ändern muss.
Natürlich hat es etwas Gutes, sich am Ende des Jahres mal in Ruhe zu überlegen, was man ändern möchte im nächsten Jahr und wie man dadurch vielleicht glücklicher werden könnte. Aber wäre es da nicht sinnvoller sich Dinge vorzunehmen, die man realistisch schaffen und die man sich Schritt für Schritt erarbeiten kann?
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass mich meine Vorsätze in den letzten Jahren sehr selten glücklich gemacht haben. Vielmehr setzten sie mich kurzfristig unter Druck und dann – wenn ich merkte, dass ich sie sowieso nicht einhalten kann – frustrierten sie mich.
Deswegen habe ich mir dieses Jahr vorgenommen: 2018 wird alles besser.
Diesmal wirklich!
Und das soll damit beginnen, dass ich mir diese Woche keine utopischen Vorsätze aufschreibe. Wenn ich es dieses Jahr nicht geschafft habe, jeden Tag frisch zu kochen, dreimal die Woche Sport zu treiben und abzunehmen; warum sollte ich das dann plötzlich nächstes Jahr schaffen!?
Eigentlich fühle ich mich doch auch so, wie ich jetzt bin, ziemlich wohl in meinem Körper.
Meine einzigen Vorsätze, die ich nun auf meiner Liste stehen habe, sind: mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen, das Leben zu genießen, all die Sachen zu essen, die lecker sind und auf die ich Lust habe, mehr Zeit für mich zu haben, mehr Dinge zu tun, die mir Spaß und die mich glücklich machen, wie zum Beispiel lesen und ins Theater gehen, und vor allem: mir keinen Stress mehr zu machen und mich auch nicht von meiner Umgebung stressen zu lassen.
Ich glaube, 2018 wird ein ziemlich gutes Jahr!